Juki - Farm Langen
Kinder und Jugendfarm
Warum eine Kinder- und Jugenfarm in Langen

Die gesellschaftliche Entwicklung der letzten Jahrzehnte hat zu einer Situation geführt, die die Kindheit in einem starken Maße beeinflusst und verändert hat. Da Kinder immer Kinder ihrer Zeit sind, haben diese Ver&aauml;nderungen positive wie negative Auswirkungen, die es bewusst wahrzunehmen gilt, um unterstützen, kompensieren und verändern zu können.

Einige Probleme der heutigen Gesellschaft und damit auch der Kinder sind im Folgenden kurz angerissen und begründen als Situationsbeschreibung unser Angebot.

Die hohe Verkehrsdichte und eine Stadtplanung, die Gebiete in bestimmte Funktionsbereiche (autogerechtes Wohnen, Arbeiten, Einkaufen, Erholen) einteilt, haben zu einem Verlust der kindlichen Spiel- und Freiräume und Zerstörung der natürlichen Umwelt geführt. Für Kinder ausgewiesener Spielraum, z.B. auf herkömmlichen Spielplätzen, begrenzt die Spielmöglichkeit auf die Funktion der aufgestellten Spielgeräte und bewirkt, dass freies Kinderspiel außerhalb dieser Bereiche unerwünscht und als störend erlebt wird.

Da auch bezahlbarer Wohnraum überwiegend auf Kleinfamilien zugeschnitten ist und nur ruhiges Spielen zulässt, verbringen Kinder ihre Freizeit oft in dafür spezialisierten Freizeitstätten (z.B. Musik-, Kunst-, Ballettschule, Sportverein usw.) oder auf der ”Straße” mit all ihren Gefährdungen, sofern sich die Familien die oft sehr teuren Angebote nicht leisten können. Hier wird nicht selten aus der Langeweile in einer unattraktiven, anregungsarmen Umgebung ein ”Abenteuer” der gefährlichen Art geboren: S-Bahnsurfen, Graffiti, mutwilliges Zerstören von Dingen, usw.

Freizeit bedeutet auch immer mehr eine allgegenwärtige Medienpräsenz. Fernsehen, Computer, Internet und Handy sind zu ständigen Begleitern unserer Kinder geworden und prägen stetig ihre Konsumhaltung. Alles muss jederzeit verfügbar, erreichbar, machbar und erwerbbar sein. Wer hier nicht mithalten kann, wird ausgegrenzt. Erfahrungen und Informationen werden aus zweiter Hand vermittelt und machen den direkten Kontakt zu anderen Menschen scheinbar Überflüssig, was sich in zunehmender, mangelnder Sozialkompetenz niederschlägt.

Familie, die früher eher Sicherheit und Orientierung bieten konnte, ist immer häufiger überfordert mit den an sie gestellten Forderungen. Probleme wie Armut, Arbeitslosigkeit, Scheidungen, Berufstätigkeit beider Elternteile und die Auflösung von Familiensystemen machen eine Begleitung durch andere Institutionen immer nötiger.

Auch Schule wirkt mit ihren Anforderungen, dem Leistungsdruck und ihrer zeitlichen Beanspruchung (Hausaufgaben, Nachhilfe) nicht unwesentlich auf die Kinder ein und prägt ihre Lebenssituation nachhaltig. Darüber hinaus treten auch Gesundheitsbeeinträchtigungen und gesundheits-gefährdende Verhaltensweisen, die früher nur von Erwachsenen bekannt waren, vermehrt auch schon bei Kindern und Jugendlichen auf. Chronische Erkrankungen, Allergien, Nervosität, Übergewicht, Unruhe, Schlafstörungen und der Konsum von Zigaretten, Alkohol und Drogen haben die typischen Kinderkrankheiten abgelöst. Neue Formen von Erkrankungen, z.B. Hyperaktivität kamen hinzu.

Insgesamt gesehen sind unsere gesellschaftlichen Strukturen so unüberschaubar und komplex geworden, dass sie schon für Erwachsene schwer überseh- und beeinflussbar sind, so dass es besonders für Kinder und Jugendliche immer schwieriger wird, ein befriedigendes Verhältnis zu sich selbst, ihrer Umwelt und Anderen zu entwickeln. Trotz einem ”Mehr” an Spielmitteln, einem relativen Wohlstand, großem Fachwissen Über Kinder, den wesentlich verbesserten Bildungschancen und besseren Förderungsmöglichkeiten müssen Kinder bei genauerem Betrachten eine ständige Abnahme an direkten Erfahrungen hinnehmen und haben nur noch begrenzte Möglichkeiten zur Selbstentfaltung. Primär bedeutsamer Erfahrungen beraubt, in Zeit- und Organisationsstrukturen gefangen, sind sie mehr denn je auf ein Entwicklungsfeld angewiesen, in dem sie eigene Handlungsschritte unternehmen und Akteure ihrer eigenen Entwicklung sein können.

Gesucht sind also Orte und Menschen, die vielfältige Erfahrungen mit sich selbst und Anderen, in und mit der natürlichen Umwelt ermöglichen. Eine Kinder- und Jugendfarm, wie es sie jetzt schon einige Jahre in Langen gibt, kann erheblich dazu beitragen, die Spiel- und Lebenssituation unserer Kinder zu verbessern.